TOURBERICHT  TEIL 3

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Die Ausreise aus Mauretanien war eigentlich recht unproblematisch, die Fragen nach plötzlichen Ausreisegebühren mal nicht betrachtet. Diese haben wir dann ausgesessen. Wir: "Can we go?", Typ: "Yes, if pay", Wir : "No, we wait". Wieder raus aus der Bude, Teekochen. Das Ganze ging dann etwa dreimal so, bis die "Grenzer" (die wussten vermutlich selber nicht mal zu wem sie gehörten, hatten aber Knarren) uns mit einem stinkigen Gesicht auf die Reise schickten.
Mali begrüßte uns dann mit weitaus offeneren Grenzbeamten, die sogar lächelten :-).  Wobei der erste landschaftliche Eindruck ein Buschfeuer war... 


Buschfeuer in Mali

Die Fahrt nach Bamako lief dann problemlos, von den 200 km Staubpiste mit teilweise nur 30 m Sicht mal abgesehen. Jedenfalls kamen wir kurz vor Mitternacht dort an, ziemlich dreckig und erschöpft. Die nächsten Tage waren durch Sammeln (unserer durchgerüttelten Klamotten und Nerven) und ein Gerücht geprägt:  Der Flughafen wird geschlossen, die Landebahn wird neu geteert. 


Ankunft in Bamako, die Erste...

Der an BILD und ähnliches gewöhnte Westeuropäer misst solchen Gerüchten wenig Bedeutung bei: Schließlich wird eine solche Wartungsmaßnahme doch von langer Hand geplant und nicht einfach innerhalb von einer Woche beschlossen. Denkste, die Jungs vom Flughafen meinten es ernst, gaben sich allerdings keine Mühe das ihren Kunden (Fluggästen und -gesellschaften) mitzuteilen. Bei unserer Rallygruppe hatte die Mitteilung einen großen Impact: Statt einer weiteren Woche Aufenthalt bedeutete das für Teams mit engem Zeitplan: Raus, solange es noch geht.  Leider musste auch Andreas recht schnell flüchten, Peter blieb (fast) alleine vor Ort zurück und wartete auf das Eintreffen weiterer Rallyteams. Nun hatten wir ja noch ein wenig Zeit in Mali, Flucht war ausgeschlossen. So beschlossen wir, mit den verbliebenen fünf Teams  dem mystischen Timbuktu noch einen Besuch abzustatten. Die Fahrt dorthin ging über eine gut ausgebaute Teerstrasse nach Douentza, von dort führte dann eine 190 km lange Buckelpiste nach Timbuktu.  Diese letzten "paar" Kilometer Buckelpiste stellten allerdings die härteste Belastung für unsere Fahrzeuge dar und forderten ihren Tribut.


"Time not Money" nach einer Sand-Schikane

Die Piste war eine üble Wellblechpiste mit sandigen Stellen und tiefen Schlaglöchern. Das Wellblech war ab einem Tempo von 80 km/h halbwegs zu ertragen, wobei wir ständig auf der Hut sein mussten, nicht mit diesem Tempo in ein Schlagloch zu donnern. Jedenfalls zerlegte sich bei dem mitfahrenden 124er Mercedes die hydraulische Niveauregulierung, so dass der Wagen nur noch über den Boden schliff. Glücklicherweise fand sich zwischendurch eine "Werkstatt" (eigentlich eine Bude mit ein paar Werkzeugen und Autos zum Ausschlachten davor), deren Besitzer uns  versprach, den Wagen zu reparieren.  Da wir auf dem Rückweg sowieso wieder dort vorbei mussten und genug Platz für die nun fahrzeuglosen Teammitglieder hatten dachten wir uns: "Give it a try". Nach einer wirklich tollen Nacht in der Wüste kamen wir am nächsten Morgen am "Fährhafen" am Niger an. Die Strasse auf der anderen Seite überraschte uns mit Teer bis nach Timbuktu.


Fährhafen am Niger bei Timbuktu

Das mystische Timbuktu wird allerdings langsam durch die Wüste übernommen. Der Sand findet sich dort in jeder Ecke, an manchen Gebäuden türmt er sich meterhoch. Da wir getreu dem Motto "Der Weg ist das Ziel" unterwegs waren, beschlossen wir nur etwas zu futtern, uns ein wenig die Stadt anzuschauen und wieder zu verschwinden.


Der Pommes-Express in Timbuktu


Versandete Moschee in Timbuktu
 
Nach einer weiteren Nacht in der Wüste wollten wir auf dem Rückweg unseren zur Reparatur zurückgelassenen Mercedes wieder einsammeln. Allerdings stellte sich heraus, dass der Chefmechaniker es viel besser fand Ersatzteile aus 600 km Entfernung zu bestellen (was mindestens zwei Tage dauern sollte) anstatt die Teile vor Ort zu benutzen (wie es abgesprochen war). Jedenfalls war die Karre unverändert auseinandergenommen und wir hatten den Verdacht, dass irgendjemand darauf spekulierte, dass wir den Wagen vor Ort lassen.


Autowerkstatt im Nirgendwo

Nach etwas Lamentieren ließen die Jungs sich überzeugen, aus einem herumstehenden Fiat-Panda die Vorderrad-Feder auszubauen und sie anstelle der defekten mechanisch-hydraulischen  Radaufhängung einzubauen. Da der gute Mercedes hinten etwas schwer war und die Fuhre Schlagseite hatte, schnitten wir noch ein "Federwegsbegrenzer" aus LKW-Reifen und stopften sie zwischen die Windungen der Panda-Feder. Gesichert wurde das Ganze dann mit Kabelbindern und weiter gings! Zumindest bis der Citroen der "Bishops Bangers" anfing, Rauchzeichen aus seinem Kühler zu geben. Alles Nachkippen  von Wasser und das Einfüllen von "Kühlerdicht" halfen nicht, die Karre war irgendwann trocken. Bei diesen Temperaturen bedeutete dies: Abschleppen, wohl dem, der einen Ford Transit in der Gruppe hat. Der Citroen besaß allerdings eine hydropneumatische Federung, was bedeutete, dass der Wagen ohne Speisung der Hydropumpe durch den laufenden Motor weder eine funktionierende Bremse noch eine nennenswerte Bodenfreiheit hatte. Der Pommes-Express folgte der abgeschleppten Gruppe mit ein paar hundert Metern Abstand, nach wenigen  Kilometern entdeckten wir eine leichte Verdunklung des Sandes der Strasse. Die Schnüffelprobe zeigte: Diesel! Ein wenig später lag eine seltsame grüne Frucht vor uns: Eine Hydrokugel der Federung des Citroen. Wenig später dann der Gau: An einer der vielen Durchquerungen hat der Transit einen Weg genommen (über einen Stein), der dem Citroen verwehrt blieb. 



Citroen, mit Stein aber ohne schon ohne Stosstange

Die Abschleppösen des Citroen (er hatte tatsächlich zwei) waren für solchen Missbrauch nicht gedacht und verabschiedeten sich nacheinander.  


Bus mit zwei Abschleppösen, Citroen ohne....

Da es keine Möglichkeit gab, die Karre abzuschleppen hieß es dann: Motor anwerfen und gucken wann es vorbei ist.  Um es kurz zu machen: Es waren etwa 12 km bis der Motor festsaß, es fehlten noch ca. 20 km bis zur Teerstrasse. Während wir  beratend neben dem Wagen standen, hielt auf einmal ein LKW neben uns und ein paar Leute schlichen um den Wagen. Nach langen Verhandelungen und Anpreisung von Vorteilen wie der neuen Batterie zahlten sie schließlich 80.000 CFA (etwa 120 Euro) für den treuen Citroen. Das Geld wurde natürlich im Anschluss den Rotariern in Bamako übergeben.



Totalverlust auf der Rückfahrt nach Bamako

So langsam war das Ende der Fahrt absehbar,  was neben Wehmut auch bedeutete:  Alles, was  an Mitbringseln noch nicht verteilt wurde, musste weg. Die medizinischen Güter landeten bei Jerome in der Nähe von Douentza, er kümmerte sich um die kostenlose Versorgung von mittellosen Touareg. Die verbleibenden Schreibutensilien stifteten wir einer Schule in Douentza. Das Werkzeug wurde einer "Ein-Mann-Strassenwerkstatt" in Bamako übergeben, deren Besitzer normalerweise vom Aufpumpen von Reifen lebt. Viele andere Dinge wie Petroleumlampen, Geschirr, etc. landeten bei Menschen auf oder neben der Strasse. Schließlich hieß es dann Abschied nehmen vom treuen Pommes-Express. Er wurde Sunny Akuopha vom Rotary-Club Bamako übergeben, der sich um eine sichere Unterbringung bis zur Versteigerung kümmerte. Details der Versteigerung finden sich unter "Charity". 



Der Pommes-Express bei der Übergabe in Bamako

Zum Schluss noch ein kleines Fazit der wirklich nur marginalen Defekte an unserem Nissan:

- Ein platter Reifen auf der Rückfahrt von Timbuktu, so kam wenigstens einer der drei Ersatzreifen zum Einsatz
- Eine abgerissene Batteriehalterung auf der Rückfahrt von Timbuktu, geflickt mit Kabelbindern
- Ein Loch im Tank durch einen Stein in Mauretanien, geflickt mittels "Kaltmetall"
- Zwei abgerissene Zusatzscheinwerfer auf der Rückfahrt von Timbuktu

Unser Fazit der ganzen Fahrt: Heiß, dreckig, anstrengend und: Einfach toll!!! Vielen Dank nochmal an alle Unterstützer und das Versprechen:

The Poms will be back!